ALISON KRAUSS
Vom geigenden Wunderkind zur Galionsfigur des modernen Bluegrass, Countrys, Gospels und Folks. Wie eine Lichtgestalt, mit unerreichter, engelsgleicher Sopranstimme, überstrahlt die Sängerin und Geigerin, Produzentin und Bandleaderin Alison Krauss das heutige Americana-Genre.
In den 1990ern brachten Krauss und ihre Band Union Station der damals fast vergessenen Bluegrass-Musik ein großes Revival in den USA. Ihre Solo-Compilation Now That I´ve Found You hat sich seit 1995 millionenfach in Amerika verkauft.
2000 brach Krauss mit drei Songs im Soundtrack des Kult-Films O Brother Where Art Thou (mit George Clooney, Regie: die Coen-Brüder) international durch. Millionen entdeckten weltweit mit diesem Soundtrack die Musik Amerikas neu. Hillbilly, Bluegrass, Folk und Gospel – Musik wie aus alten Western-Filmen der 30er bis 50er Jahre – die ursprüngliche Country Music.
Weiterer Eckpfeiler ihrer Karriere ist das Album Raising Sand, 2007 mit dem Ex-Led-Zeppelin-Leadsänger Robert Plant veröffentlicht. Ebenso wie den O Brother-Soundtrack produzierte es der Americana-Guru T Bone Burnett und wie jener wurde auch Raising Sand ein absolutes Konsens-Kunstwerk, ein internationaler Bestseller, der mehrere Grammys gewann.
Amerikas wichtigsten Musikpreis hat Alison Krauss so oft wie keine andere Künstlerin der Geschichte gewonnen: 27 Mal. 41 Mal ist sie bisher nominiert worden. Die 45-jährige ist damit punktgleich mit dem Michael-Jackson-Produzenten Quincy Jones, der knapp doppelt so alt ist wie sie. Sicher auch wegen ihrer künstlerischen Integrität stand sie bei den Preisverleihungen so oft auf dem Podium. Krauss scheint eine ideale Karriere zu haben, denn ihr Star-Status kommt ohne den üblichen Medienrummel aus. „Wenn ich in London bin, erkennt mich auf der Straße kein Mensch“, sagte sie dem Daily Telegraph.
Alison Maria Krauss begann mit fünf klassischen Violin-Unterricht, der ihr wenig zusagte. Mit acht spielte sie bereits Country und Bluegrass auf der Geige und sie gewann Wettbewerbe mit 12. Als sie 14 war, nahm sie das US-Indie-Label Rounder Records unter Vertrag. Ihr 1987 dort veröffentlichtes Debütalbum Too Late to Cry erstaunte die Fans und Kritiker und brachte Krauss Vergleiche mit der jungen Dolly Parton ein. Der Nachfolger Two Highways, ihr erstes Album mit ihrer Band Union Station, machte die 18-Jährige in den USA bekannt. 1993 wurde sie in Nashville zum Mitglied der altehrwürdigen Radioshow Grand Ole Opry gewählt, nahm kurz danach mit dem Country-Star Alan Jackson das Duett „Angel Cried“ auf und ging im Vorprogramm von Garth Brooks auf Tour. 2006 produzierte Krauss das Studio-Album Like Red On A Rose von Alan Jackson.
Für das Keith Whitley Tribute-Album nahm Krauss 1994 seinen Hit „When You Say Nothing At All“ mit Union Station auf:
Als sie 2014 ein Reporter der New York Times fragte, wann denn das geigende und schön singenden Wunderkind Alison zur selbständig entscheidenden Musikerin mit eigener stilistischer Vision reifte, schnitt Krauss ihm das Wort ab und erklärte, dass sie schon immer ihre eigene Vision hatte, auch wenn sie keine eigenen Songs schreibt. „Ich war fast von Anfang an in einer Band mit richtig guten Songschreibern. Am Ende ist das ja wohl das Wichtigste: Selbst entscheiden, was man sagen möchte.“
Ihre Arbeit mit T Bone Burnett und Robert Plant hat sie wesentlich geprägt. „Davor dachte ich immer, das ich mit den Möglichkeiten im Studio meine Stimme noch irgendwie optimieren könnte, das denke ich mittlerweile nicht mehr.“ The song remains the same. Einen Nachfolger von Raising Sand haben sie, nachdem sie einige Probe-Aufnahmen machten, vorerst wieder aus Eis gelegt („…sie gehört einfach zu meinen Lieblings-Leuten, wir gehen da wieder ran“, sagte Plant dem Rolling Stone), und Krauss kehrte vorerst zu ihrer eigenen Band zurück. „Hier weiß ich, wo es lang geht.“
Der Versuchung, ins populärere Country-Genre zu wechseln und die Angebote verschiedener Major-Plattenfirmen anzunehmen, widerstand die blonde Frau aus Illinois resolut. Bis heute ist Krauss bei ihrem alten Label geblieben, wo 2011 ihr jüngstes Album Paper Airplanes erschienen ist, eingespielt mit Union Station und produziert vom 2013 verstorbenen Tontechniker Mike Shipley (Def Leppard, Shania Twain), das Platz 1 der US-amerikanischen Country-Charts erreichte. Krauss und Shipley gewannen jeweils einen Grammy für das Album. Im Sommer 2015 ging Krauss mit Willie Nelson in den USA auf Tournee gehen.
Für das Duett „Whiskey Lullaby“ (2004) arbeitete Krauss mit Brad Paisley zusammen: