Sie trafen sich in einer Bar in Nashville und gründeten eine Band. Schon ihre erste Single „Love Don’t Live Here“ erreichte 2007 Platz 3 der US-amerikanischen Country-Airplay-Charts. Ab 2008 hoben Hillary Scott, Charles Kelley und Dave Haywood in den Country- und Pop-Himmel ab.

Drei ihrer fünf Alben erreichten Platz 1 der US-Popcharts. Mit ihrem Zweiten, Need You Now, das sich vier Millionen Mal in den USA verkaufte, gewann die Band fünf Grammy-Awards. Die gleichnamige Single wurde in den Königskategorien Record of the Year wie auch Song of the Year ausgezeichnet, zum Besten Country-Song wurde sie sowieso gewählt. Der Song schaffte es sogar bis auf Platz 32 der deutschen Single-Charts.

Nicht nur in den USA triumphieren sie, auch in England, Australien, Kanada und Neuseeland – Beweis für den Sound-Appeal von Lady Antebellum, deren drei Stimmen einfach füreinander bestimmt sind. Ihre musikalische Handschrift ist das Wechselspiel von Hillary Scotts umschmeichelnder weiblicher Stimme und Charles Kelleys markantem, souligen Gesang, angereichert mit fantastischen dreistimmigen Harmonien. Den „schwierigen Spagat zwischen Stadionrock und balladesker Musik“ beherrschen Lady Antebellum perfekt, schrieb das Online-Magazin Country.de. Mühelos wechselt die Band vom emotionalen Pathos zu verspielten, humorvollen Songs („Downtown“) und begleitet ihre Fans in jeder Lebenslage.

Lady Antebellums moderne Spielart von Country, angereichert mit Soul und Pop, stellt sie in eine Reihe mit The Eagles und Shania Twain. In den letzten Jahren hat das Vokaltrio aus Nashville sein Pop-Appeal noch verstärkt, insbesondere mit seinen Singles „Just a Kiss“ (über 43 Millionen Views bei Youtube), mit „Downtown“ und dem vom R&B-Produktionsteam Stargate geschriebenen „Compass“.

Die Musik liegt bei ihnen in der Familie. Charles Kelley ist der Bruder des Singer-Songwriters Josh Kelley, und Hillary Scott ist die Tochter der Grammy-prämierten Countrysängerin Linda Davis („Does He Love You“, 1993) und des Countrysängers Lang Scott.

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Dave Haywood, Hillary Scott und Charles Kelley gründeten ihre Band in 2006

Mehr als Lady A kann eine Band in den USA nicht mehr erreichen. Oft markiert dieser Zenith den Punkt, an dem alles auseinanderfällt, die Egos zu stark werden und jedes Mitglied eine Solo-Karriere anstrebt. Nicht so bei ihnen. „Wir haben genug hinter die Kulissen geschaut, um diese Gefahr zu sehen“, meint Hillary Scott. „Jeder von uns weiß, was er wert ist. Aber wenn sich ein Einzelner von uns überschätzt, bricht die Balance auseinander, und das ist es einfach nicht wert.“

Nicht aus Ego-Gründen sondern um Neues auszuprobieren veröffentlichte Charles Kelley kürzlich sein erstes Solo-Album The Driver. Lady Antebellum hatte gerade ihr sechstes Album 747 (Top-5 der Albumcharts im englischsprachigen Raum) veröffentlicht und danach eine Pause verkündet. Es wurde Winter. Kelley rief den Produzenten Paul Worley (Dixie Chicks, Martina McBride) an, den Mann, mit dem Jahrhundertalbum Need You Now aufnahm, und besuchte ihn in seinem „ranzigen“ Hinterzimmer-Studio. „Ich wusste vorher nicht, was das werden sollte“, gab der Sänger, Drummer und Gitarrist zu Protokoll. „Diese Session hätte der Beginn des nächsten Lady-A-Albums werden können, der Song hätte auch im Papierkorb landen oder an einen anderen Künstler gehen können, alles war offen.“ Mit „The Driver“ und einigen anderen Songs, die er über die Jahre zur Seite gelegt hatte, wurde jedoch klar: der Augenblick für Kelleys Solo-Debütalbum war da.

Lady Antebellum haben auch Hits für andere co-geschrieben, darunter Luke Bryans Durchbruchs-Song „Do I“ und die Nr-1-Single „A Little Bit Stronger“ von Sara Evans. Ihre eigenen Songs komponieren sie – wie viele Bands – auf Tour und probieren sie dort direkt aus. So auch das vorletzte Album Golden (2013), auf das 2014 ihr jüngster Longplayer 747 folgte – erstmals nicht produziert von Paul Worley, sondern von Nathan Chapman (Taylor Swift), der 747 noch stadionrockiger und hymnischer als die Vorgänger machte.

„Jede Band, die ich gut finde und die mehr als ein Album veröffentlichte, hat sich an irgendeinem Punkt ihrer Karriere neu erfunden“, sagt Charles Kelley. „Es muss im Rahmen bleiben. Manchmal bin ich ein bisschen genervt, wenn sich jemand komplett neu erfindet, denn es gibt einen Grund, warum sich die Leute eingangs in seine Musik verliebt haben. Aber ich denke, man sollte die selben Sachen nicht immer wieder durchkauen.“

747 ist ein Titel, der die Karriere von Lady Antebellum gut darstellt: Sie sind schon ganz oben angekommen, aber sie geben trotzdem noch mehr Gas, behalten den Überblick und schauen weiter nach vorn.