Warum singt Toby Keith eigentlich so viel übers Feiern und Trinken? Nun ja, das sei halt, was er mit den Jungs mache, wenn sie auf Tour sind: In den Pausen komponieren sie Songs, die sie danach im Studio aufnehmen, erklärt der Country-Star aus Nashville. „Wenn wir dazu in die Berge gehen würden, kämen da sicher Stücke über die Stille und die Einsamkeit heraus.“ Ist aber nicht ihr Ding. „Wir sind auf Tour und wir präsentieren dem Publikum eine Party. Es ist sehr schwer, da nicht selbst drin aufzugehen“, schreibt der Sänger auf seiner Webseite.

Die Ärmel hochkrempeln und Spaß haben, das steht bei ihm nicht im Widerspruch. „Wenn die Leute meine Musik hören, möchte ich, dass sie lachen und gut drauf sind.“ Zuletzt brachte der in Oklahoma geborene Sänger diese Arbeitsethik auf seinem Album „35 mph Town“ unter, das er u.a. mit seinem langjährigen Weggefährten Bobby Pinson produzierte. I-Tüpfelchen dieses Albums ist der von Brandy Clark und Shane McAnally geschriebener Song „Drunk Americans“. Spätestens hier wird klar, wo der 1,90 große Hut- und Bartträger herkommt und wo er hin will: In die nächste Bar!

Grund zum Feiern hat er allemal: Laut Forbes ist Toby Keith der Spitzenverdiener unter Amerikas Country-Künstlern. Seit über zehn Jahren hat Keith fast jedes Jahr diverse #1-Treffer in den US-Charts erzielt, insgesamt über 30. Die Singles „Beer For My Horses“ (2003 mit Willie Nelson) und „As Good As I Once Was“ (2005) hielten sich beide jeweils sechs Wochen auf der US-Country-#1. Sting gelang erst mit Toby Keith der Einstieg in die US-Country-Charts (mit dem 1997er-Duett „I´m So Happy I Can´t Stop Crying“). Keith hat international weit über 30 Millionen Platten verkauft. In den USA sind seine Songs über 80 Millionen Mal im Radio gelaufen. Dutzendfach hat man ihn mit verschiedenen Country Music Awards und American Music Awards ausgezeichnet oder dafür nominiert – obwohl ihn das Country-Establishment trotz seines Verkaufserfolges wenig akzeptiert und er bei den großen Awards oft draußen blieb! Seine Tour-Einnahmen liegen jährlich im zweistelligen Millionenbereich. Keith hat laut dem Rolling Stone-Magazin einige der „wichtigsten patriotischen Songs und Country-Titel unserer Zeit geschrieben“. Bilanz: Toby Keith ist der erfolgreichste Solo-Künstler der Country-Geschichte und aktuell einer der gefragtesten Countrysänger in Europa und Australien.

Wo viele Musiker sich erst einmal freischwimmen, ging es bei Toby Keith gleich richtig los: Seine Debütsingle „Should’ve Been A Cowboy“ eroberte 1993 aus dem Stand Platz 1 und wurde einer der meist gespielten Countrysongs der 1990er. Dennoch: auf keinen passt Albert Einsteins Kommentar zum Erfolg (10 % Inspiration, 90% Transpiration) besser: „Wir schreiben das ganze Jahr über Songs“, erklärt Keith, „und nach so vielen Jahren habe ich immer ein paar in Reserve. Ich hänge nie hinterher, im Gegenteil.“ Wer weiß, welche von ihnen auf seinem nächsten 19. Album landen werden.

Bei all seiner Leichtfertigkeit trifft Keith in seinen Songs den Nerv der Leute, die hart arbeiten, etwa in seiner Farmer-Hymne „Hard Way To Make An Easy Living“. Er erreicht auch diejenigen, die schwere Zeiten durchmachen, wie 1994 auf seinem Song „Who´s That Man“ über einen Geschiedenen. Seine patriotische Hymne „American Soldier“, die er auf einem seiner vielen Besuche US-amerikanischer Militärbasen schrieb, hielt sich 2004 vier Wochen auf Platz 1.

2013 war bei allem Erfolg ein persönlich hartes Jahr für ihn. Sein langjähriger Bassist und Bandleader Chuck Goff starb. Ein Tornado verwüstete in seiner Heimatstadt Moore in Oklahoma das Haus seiner Schwester. Goff schrieb er den Song „Chuckie´s Gone“ (…your bass is there where you used to stand, and even though we got a killer band, I still look up in the middle of the song and realize Chuckie’s gone). Im Juli des Jahres organisierte Keith das Oklahoma Twister Relief Concert für die Opfer der Katastrophe, das rund zwei Millionen Dollar einspielte.

Auch das Debütalbum „Whiskey & Lace“ seiner Tochter Krystal produzierte er 2013. Seine Business-Projekte – die Mezcal-Marke Wild Shot und seine Restaurant-Kette I Love This Bar – laufen mehr oder weniger ohne ihn, so dass Toby Keith seine Zeit für das nutzen kann, woran er glaubt und was er am Besten kann: Songs über seine Liebe zu Amerika zu schreiben, für die Menschen von nebenan.

Hört hier sein Best Of Album 35 Biggest Hits aus 2008: